Brauchen Behörden KI-Texte?
Künstliche Intelligenz ist mittlerweile zu einem unverzichtbaren Bestandteil für das Schreiben von Texten geworden; etwa in Feldern wie Marketing, Kundendienst oder Social Media. Warum sollten Behörden und Nichtregierungsorganisationen solche Techniken für die Erstellung von Texten nicht auch benutzen? Die gängige Reaktion: Weil das Teufelswerk ist, mit dem Desinformation und Kontrollverlust durch manipulierende Technologie verbreitet wird! Unsere Antwort darauf ist Nein – und das aus folgenden sieben Gründen:
- Text-KI-Tools werden dazu beitragen, regelhafte Schreibprozesse von staatlichen Stellen und Behörden so zu automatisieren, dass Zeit und Ressourcen freigestellt werden können, um andere Aufgaben wie direkte Bürgerkontakte oder Innovationen in den internen Abläufen angehen zu können.
- Texte und Anleitungen für den Umgang mit öffentlichen Dokumenten und Diensten kann KI problemlos in allgemein verständliche, barrierefreie und gendergerechte Sprache übersetzen.
- Mit Tools können automatisch – aber menschlich kontrolliert – Antworten auf häufig gestellte Fragen von Bürgerinnen und Bürgern generiert oder sogar komplexe Anfragen analysiert, beantwortet und bearbeitet werden.
- Sie werden staatliche Stellen und Behörden bei der Verarbeitung großer Mengen von Eingabedaten unterstützen und bei der Gewinnung relevanter Informationen aus verschiedensten Quellen helfen, die für kluge Entscheidungsfindung und Planung benötigt werden.
- Zudem kann KI-Software staatlichen Stellen und Behörden dabei helfen, menschliche Fehlerquellen zu minimieren, indem sie bestimmte Prozesse minutiös überwachen.
- KI-Texterstellung hilft bei dem Verfassen individueller, motivierender Mitarbeitenden-Kommunikation, für die Führungskräfte selten Zeit finden.
- Behörden sollten zuletzt auch über aktuelle Kenntnisse in dem Bereich verfügen, um Missbrauch zu erkennen und auf die Risiken und Gefahren von KI-Texterstellung hinweisen zu können.
Wie funktioniert Text-KI eigentlich?
Die technische Basis von Text KIs besteht aus einer Kombination aus maschinellem Lernen, neuronalen Netzwerken und natürlicher Spracherkennung. Um die KI zu trainieren werden große Datenbanken verwendet, die sich auf eine Vielzahl von Themen beziehen, wie z.B. Naturwissenschaften, Mathematik, Wirtschaft, Soziales und mehr. Zusätzlich zu den Datensätzen wird das maschinelle Lernen genutzt, um auf eingehende Eingaben zu reagieren und sich an neue Kontexte anzupassen. Ein sogenanntes neuronales Netzwerk – wie das von GPT-3 – stellt sicher, dass die KI in der Lage ist, neue Kontexte und Konversationsszenarien zu verstehen. Schließlich wird natürliche Spracherkennung verwendet, um eingehende Eingaben des Nutzers in Text anzuzeigen und zu verarbeiten.
Es gibt viele verschiedene Tools, die unterschiedliche Funktionen und Ebenen der KI-Unterstützung bieten. Mit ihnen besteht die Möglichkeit, einen bestehenden Inhalt automatisiert zu bearbeiten und zu optimieren, bzw. einen ganz neuen Text mithilfe von Künstlicher Intelligenz zu generieren. Etwa mit folgenden Schritten:
- Wählen Sie ein Thema, über das Sie schreiben möchten, und geben Sie Ihre Schlüsselwörter ein, die Sie verwenden möchten.
- Wählen Sie eine Sprachform oder eine Stilrichtung aus, in der Sie schreiben möchten.
- Wählen Sie die Länge des Textes aus, den Sie erstellen möchten, und spezifizieren Sie den Schwierigkeitsgrad des Textes.
- Klicken Sie auf “Generiere Text”, und lassen Sie das Tool seine Arbeit machen.
- Nachdem der Text generiert wurde, können Sie ihn bearbeiten und anpassen, bis er für Ihre Zwecke geeignet ist.
Was kann KI gut und was nicht?
Dieses „magische“ Angebot einer kompletten Texterstellung binnen Sekunden steht aktuell im Zentrum des Medien-Hypes rund um das OpenAI-Angebot ChatGPT. Wir haben alle entsprechenden Funktionen getestet. Das Ergebnis ist oft noch enttäuschend und muss es auch sein. KI-Schreib-Software hilft uns lediglich bei der Arbeit. Alles, was über grundsätzliche Erörterungen von Fakten und Zusammenhängen hinausgeht, und spezielle Detailinformationen und Kenntnisse erfordert, ist (noch) nicht von KI erstellbar. Und das vermutlich auch gut so. GPT-4 wird da sicherlich Neues bringen.
Die eigentliche Stärke dieser Textwerkzeuge besteht vielmehr darin, menschliche Inputs besser zu strukturieren, dafür neue Ideen zuzuführen, sie mit externen Fakten in Sekundenschnelle anzureichern und dann die stilistisch bestmögliche Lösung zu erarbeiten. KI-Tools sind Teamwork-Tools – für Menschen und ihre Computer.
Die meisten KI-Tools bieten aber auch die Möglichkeit, bestehende Dokumente direkt in ihre Plattform hochzuladen oder aus einer externen Quelle zu importieren, um sie zu perfektionieren oder neuen Aufgaben anzupassen. Dafür gibt es Funktionen wie Umformulierung, Textanalyse, Grammatikprüfung, Rechtschreibprüfung, Stilverbesserung oder die Funktion Weiterschreiben durch den KI-Assistenten. Im Zentrum der meisten Anbieter stehen Nutztexte für Mailings, Soziale Medien, Werbung oder Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Zum Schluss lassen sich die Ergebnisse als Doc.- oder pdf-Dokument speichern und herunterladen. Nützlich sind auch Google Chrome-Erweiterungen, mit der es möglich ist, KI-Inhalte auf jeder besuchten Website direkt zu verwenden sowie Keyword-Tools, um einfacher SEO-Texte zu erstellen.
Es gibt so viele verschiedene Anbieter dafür. In unseren Augen sind aktuell die vier besten der Amerikaner Jasper, der Inder Writesonic, bzw die Deutschen Mindverse und Neuroflash.
Was unterscheidet die Tools?
Jasper – Das Gängige
Jasper aus Texas hat sich seit 2017 mit Finanzhilfe von Google als Standard-Text-Tool im englischsprachigen Raum etabliert. Mit rund 50 sogenannten Templates hat es als Allrounder im Bereich Text-Marketing Standards gesetzt. Es basiert auf einer KI-basierten Plattform, die eine Reihe von Technologien nutzt, um seine Leistung zu verbessern. Der sogenannte Boss-Modus lässt sich mit dem Analyseprogramm Surfer verbinden, um den erstellten Text sofort auf seine Suchmaschinenoptimierung zu überprüfen.
Jasper ist ideal für die Produktion von Inhalten, die in einem einheitlichen Format nach dem Vorbild von Wikipedia verfasst sind. Auch Produktbeschreibungen kann Jasper sehr gut erstellen. Gut gefallen haben uns die Befehle: Fragen zum Thema, Erkläre es einem Kind, Testimonial-Erstellung, Text Zusammenfassen, Tone Detektor (erfasst die Haltung oder Stimmung des Autors).
Das Dashboard ist bislang leider nur auf Deutsch, ansonsten hat es mit unserer Sprache aber kein Problem. Auffällig ist, dass das Tool noch Probleme hat, das Leseverhalten bei Sozialen Medien richtig zu erfassen. Das gilt nach unserer Beobachtung aber auch für anderen hier getesteten Tools.

Neuroflash – Das Praktische
Neuroflash aus Hamburg ist als einziges Tool teilweise kostenlos nutzbar und wirkt im Ganzen wie eine deutsche Kopie von Jasper. Es bietet seit seinem Launch 2022 rund hundert Funktionen zum automatisierten Textaufbau, von der Mail über Social-Media-Posts bis zum Roman. Hinzu kommen Argumentation, Rechtschreibprüfung, SEO, Stilanpassung, Textanalyse und -synthese, aber auch so aktuelle Hilfestellungen wie automatisches Gendern oder entgendern. Besonders nützlich finden wir die Befehle: Umschreiben von Texten, Du/Sie Umformulierungen, Text Auffrischen, Passiv zu Aktiv umformulieren, Liste mit Problemen zu einem Thema erstellen sowie die Erstellung einer kompletten Pressemeldung.
Die „magische Feder“ des Tools zaubert sprachlich zwar meist wenig Bezauberndes, aber gutes Handwerk mit Fokus auf Marketing-Blogs und Online-Werbung. Dafür ist es als Freemium-Produkt kostengünstig und eignet sich als Einstiegs-Tool. Leider ist das Handling etwas gewöhnungsbedürftig und das Layout unübersichtlich.

Mindverse – Das Elegante
Mindverse aus Berlin hat rund 50 eingebaute Vorlagen, genannt Engines, welche zum Teil in einem praktischen Editor als Dach- und Fußmenü angeordnet sind. Das Angebot an reinen Text-Tools entspricht aber nicht ganz dem der Konkurrenz. Wir schätzen dafür diese Befehle: Anleitung für eine Problemlösung, Thema kritisieren, Pressemeldung schreiben. Praktisch ist auch die Möglichkeit, direkt über das Computermikrofon Sätze in den Editor zu diktieren. Mindverse hat eine sehr elegante Benutzeroberfläche, die es einfach macht, Inhalte zu finden und zu verarbeiten. Es wirkt im Ganzen wertiger und eleganter als Jasper und Neuroflash.

Writesonic – Das Wegweisende
Writesonic aus Bangalore und San Francisco hat – wie viele KI-Entwicklungen – indische Wurzeln und ist besonders für aktuelle Themen und intensive Recherche geeignet. Es hat sich dafür durch eine Google-Schnittstelle mit GPT und seinen zeitlich (noch) terminierten Datenbanken unabhängig gemacht. Der Vorteil: Die Chatfunktion Chatsonic kann seine Quellen in Form von Fußnoten nennen. Damit ist dieses Tool allen drei anderen an Transparenz und Recherche-Nutzen weit überlegen und wegweisend für die Zukunft von KI-Texttools. Es hat ansonsten wie Jasper und Neuroflash eine etwas unübersichtliche Textbearbeitungssoftware. Es gibt auch einige Einschränkungen in Bezug auf die Anzahl der Funktionen, die es unterstützt. Und Writesonic leidet (zumindest bei uns) immer mal wieder unter Kapazitätsschwankungen.

Wie steht es um den Datenschutz?
Jedes Tool, auch ChatGPT, muss die vom User eingegebenen Informationen speichern, um Antworten zu generieren. Auch werden die erzeugten Inhalte sinnigerweise zur Archivierung vorgehalten. Da sich die Programme meist auch noch in Testphasen befinden, werden die Daten zur Schulung und Verbesserung der KI verwendet. Die jeweiligen Datenschutzrichtlinien erklären, welche persönlichen Daten des Users oder Kunden gesammelt werden.
Speziell die deutschen Anbieter von Neuroflash und Mindverse sind geschäftsbedingt zur Einhaltung der DSGVO und des Datenschutzes verpflichtet. Dazu gehören unter anderem strenge Sicherheitsstandards und die Implementierung von Datenschutzmaßnahmen wie Verschlüsselung, um die Sicherheit und Integrität der personenbezogenen Daten zu gewährleisten. Alle drei sind nach eigener Aussage mit branchenführenden Sicherheits- und Verschlüsselungsstandards gesichert. Darüber hinaus verwenden sowohl Writesonic als auch Mindverse angeblich auch verschlüsselte Datenbanken, was die Sicherheit zusätzlich erhöht.
Alle Tools hosten ihre Daten in verschiedenen Cloud-Computing-Umgebungen. Jasper verwendet Microsoft Azure, um seine Daten zu hosten und bleibt damit ganz nah am GPT-3-Sponsor Microsoft, während Writesonic Amazon Web Services (AWS) verwendet. Neuroflash nutzt die Google Cloud Platform und Mindverse die IBM Cloud. Die genutzten Rechenzentren stehen in der Regel nicht in Deutschland. Doch das gilt für praktisch alle Online- oder Cloud-Tools in der Welt.
Fazit
Jedes Tool hat seine eigenen Vor- und Nachteile. Grundsätzlich bieten alle Werkzeuge an, lange Texte Schritt für Schritt zu konfigurieren, Kurztexte für Werbung, Presse oder Soziale Medien zu erstellen, und sich über Chat-Funktionen Brainstorms zutragen zu lassen. Jasper und Neuroflash sind sich vom Interface ziemlich ähnlich, während Mindverse etwas eleganter daherkommt. Dafür bieten die Berliner weniger Werkzeuge. Writesonic wirkt optisch am wenigsten überzeugend, besitzt aber mit seiner Google-Schnittstelle aktuelle Informationen und transparente Quellenangaben. Eine Qualität, die allerdings auch die neue Suchmaschinen-Version von Bing mithilfe von ChatGPT anbietet. Es liegt an Ihnen, herauszufinden, welches Tool am besten zu Ihren Bedürfnissen passt.
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